Betriebe ohne Betriebsrat: Forscher identifizieren vier Typen

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  • Ich habe einen tollen Artikel gefunden, den ich niemandem vorenthalten möchte:

    Quote

    Rund die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in einem Betrieb mit Betriebsrat. Was ist mit den anderen? Warum es Betriebe ohne betriebliche Mitbestimmung gibt und wie in diesen Unternehmen Management und Beschäftigte miteinander umgehen, haben Soziologen der TU München erforscht.


    Ihre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie identifiziert auf Basis von Fallstudien in 26 Unternehmen vier Typen von Betrieben ohne Betriebsrat. Das reicht von der Discounter-Filiale, in der die Unternehmensleitung die Gründung einer Arbeitnehmervertretung behindert, bis zum erfolgreichen Industriebetrieb, in dem die Beschäftigten eine formale Vertretung kaum vermissen, so lange sie das Gefühl haben, mit "informellen" Regelungen gut zu fahren. Dabei zeigt sich aber auch: Wo es an Betriebsräten fehlt, werden "Konflikte systematisch individualisiert", schreibt Dr. Stefan Lücking, Soziologe an der TU München in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der WSI Mitteilungen.* Die Beschäftigten bekommen das mit unterschiedlicher Härte zu spüren - je nachdem, welchem Typ ihr Unternehmen zuzuordnen ist.

    • Typ 1: Prekäre Dienstleistung
    • Typ 2: Patriarchalische Familienunternehmen
    • Typ 3: New Economy
    • Typ 4: Hochspezialisierte Industrie

    Was genau hinter den Typen steht könnt ihr der Quelle entnehmen. Ich finde es echt interessant!
    innovations report


    Dieter

  • Hallo,


    den Punkten 1 und 3 konnte ich bei der Lektüre sofort zustimmen. Bei Punkt hat es ein wenig gebraucht; aber auch das scheint nicht unberechtigt zu sein . Am problematischsten empfinde ich die Durchsetzung eines BR bei kleinen Familienunternehmen. Dort ist die Kontakt untereinander meist noch recht verwurzelt. Vorstöße jener Art können schnell einmal auch als Angriff oder Vertrauensbruch gewertet werden, da man zumeist davon ausgeht, dass man Konflikte jeglicher Art am besten noch "unter sich " klären kann.



    Schönen Gruß,


    Sascha

  • Hallo,


    bedenklich an der Präsentation empfinde den Anschein, dass hier 2 Klasssen gebildet werden. Ich möchte damit nicht sagen, dass bei diesen Unternehmensformen nicht die Gefahr besteht, dass Arbeitnehmer unangemessen vertreten werden. Wenngleich andere Unternehmen vielleicht eeinen BR haben, so bedeutet dies nicht, dass dieser automatisch eine qualitativ gute Arbeit hinbekommt. Gerade in der Industrie hat es ein BR nicht leicht, vor allem dann, wenn, wie in den vergangenen Jahren durchaus üblich, die Stammbelegschaft kontinuierlich abnimmt und durch Leiharbeitnehmer ersetzt wird. Hinzu kommen Globalisierungsängste. Gerade letztgenannte veranlassen in meinen Augen immer mehr Arbeitnehmer dazu, sich mit dem zufriedenzugeben, was man überhaupt noch hat. Er unangenehm auffällt, könnte auch schnell auf Listen laden, auf denen er sich lieber nicht wiederfinden würde.


    Gruß,


    Lorenz

  • Hallo Lorenz,


    damit hast Du wahrscheinlich nicht unrecht . Nur: IRgendwo muss man ja anfangen. Ohne Ansatz lässt sich so etwas ja schlecht aufbauen. Bei der Vielgestaltigkeit von Problemen mit denen man sich als BR so rumplagen muss, denke ich auch einmal, dass es schwer fallen würde, hier eine ganz klare Abgrenzung hinzubekommen.


    Gruß,


    Carsten

  • Am problematischsten empfinde ich die Durchsetzung eines BR bei kleinen Familienunternehmen. Dort ist die Kontakt untereinander meist noch recht verwurzelt. Vorstöße jener Art können schnell einmal auch als Angriff oder Vertrauensbruch gewertet werden, da man zumeist davon ausgeht, dass man Konflikte jeglicher Art am besten noch "unter sich " klären kann.

    Das dürfte allerdings zu einem nicht ganz unerheblichen Teil damit zusammenhängen, dass viele AG einen Betriebsrat nicht als Vermittlungsorgan, sondern schlicht als stärkeren Vertreter der AN-Interessen und damit als ihren Gegner wahrnehmen. Das ist in vielen Fällen dann aber eine Frage der Kommunikation: Bei meinem Bruder, der auch in einem Familienunternehmen mit rund 15 MA beschäftigt ist, waren die AG zunächst skeptisch, aber hier hat sich die geringe Größe sogar als Vorteil erwiesen: Der spätere BR hat sich vor der Wahlorganisation mit den Familienmitgliedern getroffen und erklärt, dass es ihm eben nicht um Einseitigkeit gehe, sondern um eine beiden Seiten gerecht werdende Vermittlungstätigkeit in problematischen Situationen. Fanden die dann wohla uch einleuchtend, persönlich haben sie es wohl jedenfalls nicht genommen.


    Gruß,
    Jörn


  • Hallo Sascha,


    ich befürchte, damit könntest du Recht haben. Hängt vermutlich im Einzelfall sehr stark davon ab, wie groß das Vertrauen zwischen AG und AN ist und generell der Stimmung im Betrieb.


    Schönen Abend,
    dillan.

  • Tja,


    in welchem Betrieb ist dem nicht so ;) .


    Wenn im Verhältnis Arbeitnehmer - Arbeitgeber immer Friede, Freude, Eierkuchen angesagt wäre, bräauchte man auch keinen BR: Dass das wahre Leben nun einmal leider zumeist in anderen Bahnen verläuft, sollte hinreichend bekannt sein :)


    Schönen Gruß,


    Sascha

  • Hallo,


    früher, während meiner Schulzeit habe ich noch in einem solchen Familienunternehmen gearbeitet. Da haben alle in den Pausen mit der Familie des Chefs an einem Tisch gesessen und die Frau des Chefs hat an jeden Tag für die gesamte (natürlich recht kleine) Belegschaft das Mittagessen gekocht.


    Das waren noch Zeiten ... ; den Betrieb gibt es heute leider nicht mehr.


    Wer hätte das jetzt gedacht :)


    sagt ein stirnrunzelnder


    Horst

  • das waren noch Zeiten .


    Solche Betriebe hat es sicherlich auch gegeben; da kann ja schon fast nicht mehr von Belegschaft sondern vielmehr von familiärer Struktur gesprochen werden . Aber auch in diesen Organisationsformen gibt/gab es Negativbeispiele. Viele hätten es nicht gewagt, den Mund aufzumachen.


    Schönen Gruß,


    Jost

  • Hallo Jost,


    meiner Ansicht nach bringt es nichts, zu pauschalisieren. Die perfekte Organisationsform gibt es in Bezug auf betriebliche Belange eigentlich nicht. Jede hat ihre Tücken, aber natürlich auch durchaus Vorteile. Das Klima im Unternehmen muss in Ordnung sein. Das ist die Basis sämtlichen Erfolges auf beiden Seiten.


    Schönen Gruß,


    Lorenz

  • Hallo Lorenz,


    stimmt schon irgendwie. Aber auch das kann man nicht über einen Kamm scheren. Wenn man in einem Unternehmen arbeitet, das systematisch versucht, auf gar keinen Fall die Bildung von Betriebsräten zu ermöglichen, bist Du noch mehr gekniffen. Da sehe ich persönlich dann gar nicht, was man irgendwie gut nennen kann.

  • Hallo,



    ich sehe das auch so . Jeder Betrieb ist irgendwie anders und hat seine besonderen Eigenheiten. Aus diesem Grund ist es meiner Ansicht nach nicht einfach, verlässliche Zuordnungskriterien zu entwickeln. Andererseits: Irgendwo muss man schon einen Ansatz haben, wenn man sich wissenschaftlich mit der Materie auseinandersetzen will.


    Schönen Gruß,


    Jost

  • Hallo,


    damit will ich nicht unbedingt sagen, dass auch diese Ergebnisse einen gewissen Aussagegehalt haben, der auch in die richtige Richtung geht. Nur mir wäre es lieber gewesen, wenn die Zahl höher gewesen wäre, um die Ergebnisse weiter zu verfestigen ; oder auch eben nicht.


    Schönen Gruß,


    Jost

  • Hallo,


    das verstehe ich ; aber wie viele Betriebe wären denn Eurer Meinung nach repräsentativ ? Ein "Mehr" alleine ist schon einer sehr vage Angabe.


    Wäre mal interessant zu wissen,


    Carsten

  • Hallo,



    26 sind auf jeden Fall zu wenig. Ich denke, dass man sich die Mühe machen muss und mindestens so um die 1000 Unternehmen checken muss ; am besten noch mehr.



    Till



    P.S. Ich weiß, dass man dazu ein großes Budget braucht ; aber wenn man nur so wenige Daten verwendet, kann man es in meinen Augen auch ganz sein lassen

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