Freie Auswahl auf dem Ausbildungsmarkt [?]

Das hier
"Vergleicht man Lehrstellen-Gesamtangebot und Gesamtbewerberzahl in diesem Jahr, so kommen auf 100 suchende Jugendliche 93 angebotene Stellen."
dürfte der vielleicht wichtigste Satz des Artikels sein...

Neben den in dem Presseartikel erwähnten "nicht ausbildungsreifen" Jugendlichen gibt es nach meiner Beobachtung leider einen noch viel größeren Prozentstz von "nicht ausbildungsreifen" Betrieben. Ich hatte jetzt ein Jahr lang die Gelegenheit die Ausbildungsplatzsuche eines Jugendlichen beobachten zu dürfen und habe gestaunt welche Ignoranz und Unfähigkeit hier viele Unternehmen an den Tag legen. Man mag es ja noch mit Humor nehmen, wenn der Eingang einer Bewerbung im Oktober 2010 folgendermaßen bestätigt wird: "Wir danken Ihnen für Ihre Bewerbung um einen Ausbildungsplatz und bitten Sie, sich noch einige Wochen zu gedulden, da die Bewerberauswahl erst ab August 2010 durchgeführt wird.", immerhin hat der beworbene Betrieb ja wenigstens geantwortet. Unnötig zu sagen, dass sich dieser Betrieb von alleine sowieso nicht mehr gemeldet hat und auf Nachfragen erklärte, dass die Ausbildungsstellen "schon lange" alle vergeben seien.
Im Vorstellungsgespräch gemachte Zusagen, bis wann ein Bescheid erfolge sind sowieso reine Lippenbekenntnisse und dass im Vorstellungsgespräch gefragt wird ob der Bewerber ein Praktikum machen könne und sich eine Woche später herausstellt, dass derjenige der für Praktika zuständig ist im Urlaub weilt. das ist völlig normal!

Ich denke, dass auch die Arbeitgeber wieder lernen müssen, den jungen Bewerbern gegenüber ein Mindestmaß an Respekt an den Tag zu legen.

@ B.Ruhigend: Meine vollste Zustimmung!
Sehr zynisch solches Verhalten, zeigt es doch, welches Selbstverständnis viele AG von sich und ihrer Rolle haben.

Hallo,

nicht zu vergessen sind hier aber auch die vielen Handwerksbetriebe, die händeringend Azubis suchen, aber keine bekommen. Diese Berufe sind einfach unattraktiv geworden. Man sitzt halt lieber im Büro vor dem PC und hat es schön war bevor man zB als Dachdecker oder Maurer bis in den kalten Herbst hinein schuftet und dann womöglich noch "Stempeln" gehen kann.

In den Medien kommen die Berufe gar nicht mehr vor. Wenn man dort von Berichten über die Arbeit liest, könnte man meinen, dass ganz Deutschland nur noch Bürojobs hat.

Schönen Gruß,

Lorenz

Hallo,

das mag vielleicht daran liegen. Andererseits verkauft sich natürlich jeder ungern unter Wert. Wenn man die Aussicht hat, einen Beruf zu erlernen, der in der Zukunft womöglich besser bezahlt sein wird, dann nutzt man die Chance doch auch.

Ich denke einmal, dass jeder von uns so handeln würde.

Nichts für ungut,

Horst

Hallo,

bei diesem Thema werden meiner Ansicht nach allzu schnell die Eltern ausgeblendet. Es ist meiner Erfahrung nach bei weitem nicht so, als dass sich der Nachwuchs vollkommen ungehindert einen Beruf aussuchen darf. Schließlich möchte man ja auch stolz auf das Kind sein. Wenn man sich dann einfach für eine Metzgerlehre entscheidet, haben damit so einige ein gravierendes Problem.

Schönen Gruß,

Jost

Hallo Jost,

das stimmt > auch die Eltern verkaufen sich ungerne unter Wert

MfG

Horst

Hallo,

wir hatten vor einigen Jahren auch einen Azubi, der auf diese Art und Weise in einen Bürojob "gepresst" wurde wobei ihm eine handwerkliche Tätigkeit wahrscheinlich viel mehr zugesagt hätte.

Die meisten Eltern ahnen bei einer solchen Entscheidungsfassung ja gar nicht, was sie ihren Kindern damit tatsächlich antun.

Grüße,

Rita

Hallo Rita,

das mag in einigen Fällen so sein. Ich denke aber auch, dass viele Eltern das nicht böswillig tun. Viele Jugendliche stehen in ihrem jungen Alter vor dieser Entscheidung und sind schlichtweg damit überfordert, sich für eine Richtung entscheiden zu müssen . Ich weiß noch wie schwer mir die Entscheidung damals gefallen ist. Wenn ich mir heute einmal vor Augen führe, welche Beweggründe, mich damals geleitet haben und wie "naiv" man in diesem Alter noch ist, muss ich schon sehr über meine Wenigkeit schmunzeln .

Gruß,

Jost