Betriebsratsvorsitzender – ein Knochen-Job?

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  • BR-Sitzungen, die erst weit nach Feierabend beendet sind, widerstreitende Interessen im BR-Gremium, Arbeitnehmer, die rund um die Uhr Beratung brauchen, Monatsgespräche, Stellungnahmen unter Zeitdruck. Sie als Betriebsratsvorsitzender stehen fast permanent im „Rampenlicht“.
    Wie meistern Sie die Belastung? Können Sie abschalten? Wann ist auch für Sie endlich Feierabend?

  • BR Vorsitz ist nach meiner Erfahrung mehr als nur der Wille sich für die ArbN des Unternehmens einsetzen zu wollen. Es braucht "Hintern in der Hose", soziale Kompetenz und auch Fingerspitzengefühl für jedes BR Mitglied, aber auch (und das sage ich heute, nach 1,5 Jahren) eine gewisse Anlage zur Führungsqualität.


    Es mag sich überheblich anhören, aber ich bin heute der Meinung: Ist der BR Vorsitz eine ängstliche Natur, so ist es meistens auch das Gremium. Ist der BR Vorsitz eine starke Natur, so ist es auch das Gremium.
    Dies ergibt sich einfach aus den BetrVG´lichen Aufgaben die ein Vorsitz hat.


    BR Vorsitz bringt Verantwortung mit sich, über die derjenige sich meistens erst bewußt wird, wenn er/sie den "Job" angenommen hat. Ich habe mehrmals erfahren müssen, wie hart es ist das "Ohr" und auch das "Sprachrohr" des Gremiums zu sein.


    Leider ist es bei uns so, dass die Entscheidungen die das Gremium trifft seitens des ArbG personifiziert werden. Sprich, da der BR Vorsitz in der Regel derjenige ist, der auch die unangenehmen Entscheidungen für den ArbG nach außen vertreten muß, sozusagen der "Böse" ist.


    Wichtigstes Element für diese Position ist, die ja keinerlei Vorteile gegenüber den anderen BR Mitgliedern hat, das das Gremium nicht nur zu 100% sondern zu 1000% hinter dem BR Vorsitz gegenüber dem ArbG steht.
    Nur dies gibt die Kraft nicht alles hinzuschmeißen !


    Darüber sollte sich jedes BR Mitglied bewußt sein und diesbezüglich den BR Vorsitz stärken.

  • Lieber R Wanto, liebe Forumsteilnehmer,


    tatsächlich ist es so, dass der Betriebsratsvorsitzende aufgrund seiner besonderen Stellung, die durch zahlreiche zusätzliche Befugnisse und Aufgaben geprägt ist, eine ganz besondere Stellung im Betriebsrat hat und das Auftreten des Vorsitzenden richtungweisend für den gesamten Betriebsrat ist. Demnach ist die Erfahrung, dass ein „starker“ Vorsitzender meist auch einen starken Betriebsrat zur Folge hat, völlig richtig. Diese Aufgabe kann sehr undankbar sein. Es empfiehlt sich deshalb für den Vorsitzenden, möglichst viele seiner Aufgaben und Befugnisse im Gremium zu verteilen, soweit dies gesetzlich zulässig ist. Dies bringt dem Vorsitzenden gleich zwei Vorteile. Zum einen ist er nicht mehr alleinverantwortlich. Zum anderen erfahren die Kollegen, wie schwierig es mitunter sein kann, Aufgaben des Vorsitzenden zu erledigen. Sie werden die Tätigkeiten des Vorsitzenden mehr anerkennen und ihm die erforderliche Unterstützung zukommen lassen, wenn sie selbst erfahren haben, wie schwierig es sein kann, Führungsaufgaben zu übernehmen. Für die Delegation an die Kollegen bietet sich im kleineren Betriebsrat mit weniger als 100 Arbeitnehmern, in dem noch kein Ausschuss gebildet werden kann, die Delegation von laufenden Geschäften nach § 27 Abs. 3 auf andere Betriebsratsmitglieder an. Können Ausschüsse gebildet werden, bietet es sich auch an, Aufgaben auf Ausschüsse zu übertragen.


    Herzliche Grüße,
    Eure Sybille Wasmund

  • Ich habe vor dem Amt des Betriebsratsvorsitzenden den allergrößten Repsekt. Dies gilt insbesondere für jene Amtsträger in den Unternehmen, in denen der Haussegen sui generis gehröigst schief hängt.


    Zum einen wird der Vorsitz natürlich von allen Tätigen des Betriebsrates gemessen. Das ist auch gut so - und macht Sinn > wenn: alle Mitglieder des Betriebsrates tatsächlich an einem Strang ziehen.


    Ferner soll der BR die Belange der Arbeitnehmer vertreten - na klar > ohne diesen Tätigkeitsbezug würde sich der Sinn des Betriebsrates auch erürbigen. Probleme bekommt der BR lediglich dann, wenn im Kollegium die Meinung vertreten wird, dass es sich bei ihm nicht um das Organ der gesamten Arbeitnehmerschaft, sondern jenes jeden einzelnen Arbeitnehmers sei. Manche Entscheidungen können lediglich unter dem Vorbehalt gemeinschaftlicher Rücksichtnahme getätigt werden. Wenn sodann jedoch einzelne versuchen, "das Optimale" für sich persönlich herauszuholen, macht dies die Lage für den Brvorsitzenden auch nicht gerade leichter.


    Nicht zu vergessen: Der Arbeitgeber, der zuemist stetig auf die wirtschaftlichen Probleme und Auswirkungen der Betriebsratsentscheidungen hinweist oder vielleicht doch auch schon droht ?


    Innerhalb dieser verschiedenen Konfliktfelder zu agieren ist wahrlich kein leichtes Unterfangen. Das Risiken zwischen die Fronten zu geraten und letztlich der Sündenbock für all jenes zu werden, was den einzelnen Lagern im betrieblichen Leben nicht gefällt, sollte nie unterschätzt werden.


    Gerade in wirtschaftlich problematischen Zeiten wie diesen ist der Betriebsratsvorsitz in so manchem Unternehmen sicherlich keine beneidenswerte Position; zumindest dann, wenn man die Amtsführung tatsächlich ernst nimmt.

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